Bereits wenn man das Haus von Carina und Jonas betritt, bemerkt man etwas: Dieses Haus hat Wärme. Eine andere Form der Lebensenergie. Ob das an der herzlichen Begrüßung liegt, dem schönen Sommertag, den honigfarbenen breiten Eichendielen oder an den Besonderheiten des Gebäudes selbst? Wir fragen nach ...
„Die Wärme liegt in diesem Fall am Holzboden. Denn die Heizung ist ausgeschaltet“, lacht Carina. Aktiviert ist allerdings die Deckenkühlung, die sich erst auf den zweiten Blick an der Decke bemerkbar macht. Das abgesetzte Paneel sieht nämlich aus wie ein architektonisches Gestaltungselement. Völlig unsichtbar: Die Wandheizung/ Kühlung, mit der alle Außenwände des Gebäudes verkleidet sind. Doch dazu später.
Carina serviert Kaffee. Aus der Siebträgermaschine. Keine Alukaffeekapseln. Auch das ist kein Zufall. Liebe zum Genuss, Individualismus und Handwerk machen sich im ganzen Raum bemerkbar. „Wir machen eben gerne so viel wie möglich selbst“, sagt Jonas. „Wir sind die Generation Klimawandel. Man könnte auch sagen: Häuselbauer 3.0.“ Weg von der Wegwerfgesellschaft. Hin zur Nachhaltigkeit. Geschenkte und gebrauchte Möbel statt Massenware. Sogar die wunderschöne Holztüre des Nebengebäudes ist selbstgezimmert.
Ungewöhnlich für das Konsumzeitalter? Nein. Die Wegwerfgesellschaft, die sich nach dem 2. Weltkrieg etabliert hat, hat langsam ihren Peak erreicht. Die Zivilisationssünden der letzten 70 Jahre werden jetzt schlagend. Die Herausforderungen an die junge Generation haben sich in den letzten drei Jahren radikal verändert. Pandemie, Klimawandel, Krieg in Europa. Die Folgen: massive Preissteigerung. Lieferengpässe. Inflation. Explodierende Materialkosten, Baukosten und Energiekosten. Die Wohngebiete werden immer mehr verdichtet. Es wird immer schwieriger freie Bauplätze zu finden, um selbst zu bauen. Leistbares Wohnen ist gefragt – aber selbst geförderte Reihenhäuser sind enorm teuer.
Konfrontiert sind damit vor allem junge Menschen, die zusammenziehen, heiraten und Kinder bekommen wollen. „Ich glaube wir hatten viel Glück, dass wir das vorher alles noch so gut erwischt haben“, sagt Carina. Vorher. Das ist gerade mal zwei Jahre her.
„Heute mit dem Bauen zu beginnen, ist schwierig geworden. Die Preise vieler Materialien sind ein Drittel oder gar doppelt so teuer wie noch vor wenigen Monaten. Viele unserer Freunde können nicht mehr bauen. Sie finden entweder kein Grundstück oder es ist von den Baukosten her nicht leistbar. Aber auch das bringt neue Aspekte hervor. Viele entscheiden sich, ein altes Haus zu kaufen und zu renovieren.“
Durch die Pandemie hat das Wohnen am Land noch mehr Bedeutung bekommen. Homeoffice macht es möglich. Das macht sich auch in steigenden Immobilienpreisen am Stadtrand und weiterem Umkreis bemerkbar.
Das Leben und Arbeiten hat sich verändert. „Wien ist eine tolle Stadt. Aber zum Wohnen suchen viele unserer Freunde neue Möglichkeiten. Einer hat sich zum Beispiel eine Haus-WG gesucht. Ein Haus mit Garten am Land, das sich mehrere Personen teilen. Eine gute Lösung. Es sind eben keine einfachen Zeiten gerade. Hätten wir nicht vor zwei Jahren das Glück gehabt, hätten wir wohl auch ein altes Haus renoviert. Aber die Langzeitkosten eines thermisch sanierten alten Gebäudes sind im Vergleich zu einem Haus wie unserem trotzdem enorm. Die Miete für eine größere Wohnung in Wien kostet aber genau so viel wie der Kredit für ein Haus am Land. Und irgendwann gehört das dann aber dir. Es zahlt sich also aus, langfristig zu denken.“
„Wir sind zum Glück auch handwerklich sehr interessiert und haben so viel wie möglich selbst gemacht“, wirft Jonas ein. Türzargen eingebaut, verspachtelt, gemalt, einfach alles eben. Wer dieses Talent nicht hat und für jeden Handgriff zahlen muss, für den wird es teuer. Alles, was wir können, machen wir selbst. Wir sehen uns YouTube Videos und Tutorials an und dann geht das schon.“
Das Haus hat Carina übrigens komplett selbst geplant:
„Ich bin 24 und arbeite als Kindergärtnerin. Jonas ist 26, gelernter Maschinenbauer und arbeitet als Techniker. Einen Architekten wollten wir uns nicht leisten. Ich habe daher eine App gesucht und gefunden und damit alles selbst entworfen.“
Errichtet wurde das Gebäude schließlich aus Fertigteilen in Holzriegelkonstruktion. „Unser Haus ist eine Kombination aus Fertigteilhaus und Individualismus. Wir haben viele ernsthafte Angebote eingeholt, viele Häuser angesehen und schlussendlich den passenden Anbieter gefunden, mit dem diese Flexibilität möglich war. Wir haben uns zum Beispiel den Großteil der Innenverkleidung mit Gipskartonplatten gespart und stattdessen gleich die Variotherm Wand- und Deckenmodulplatten angebracht. Alles ist so nahtlos integriert, dass man es an der Wandstärke gar nicht merkt. Die Abstände der Holzriegel wurden gleich so gesetzt, dass wir die Modulplatten ohne Zusatzaufwand montieren konnten. Auf diese Weise konnten wir 20 % der Baukosten sparen. Stattdessen haben wir auf den Rat der Variotherm Profis vertraut und in eine äußerst energieeffiziente Haustechnik investiert.“
Durch seine familiäre Verbindung trägt Jonas die Variotherm DNA im Blut. Er ist von Kindheit an mit einem anderen Denken und Zugang zum Heizen und Kühlen aufgewachsen. Von daher bringt er von Haus aus ein großes Grundverständnis über Gebäudetechnik mit. Haben wir zumindest gedacht. „Das stimmt so nicht ganz“, erhebt Jonas nämlich Einspruch. „Ich würde mich einfach bloß als Praktiker bezeichnen. Natürlich ist mein Sinn für Nachhaltigkeit ausgeprägt. Die technische Dimensionierung unserer Haustechnik habe ich aber meinem Bruder Aaron anvertraut, der bei Variotherm arbeitet. Das Wissen zu Gebäudetechnik ist heute so komplex und vielfältig. Da braucht es erfahrene Installateure und Trockenbauer, die sich wirklich täglich damit beschäftigen und richtig gut auskennen.“
Wissen zum Hausbau ist heute durch Montagevideos und Tutorials allerdings gut verfügbar. Auch Carina und Jonas nutzen diese Cloudintelligenz: „YouTube Clip ansehen und geht schon. So haben wir zum Beispiel unsere Türen selbst eingebaut. Alles was es braucht, ist Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Und dann einfach tun.“
Auf einen Keller haben die beiden verzichtet. „Kostentechnisch ist der Keller durch die Grabung und Isolierung gegen Feuchtigkeit der teuerste Raum beim Hausbau. Das rechnet sich nicht. Und hat man ihn erstmal, dann räumt man ihn mit Zeug voll. Dasselbe gilt für den Dachboden“, ist Jonas überzeugt.
„Unser Satteldach ist nach oben hin offen und ohne Hohlraum darüber mit einer Deckenheizung/Kühlung aktiviert. Stattdessen haben wir ein kleines Nebengebäude mit Werkstatt, Abstellraum und einer kleinen Gartenbar, wenn Freunde zu Besuch kommen. Wir laden unsere Freunde lieber in den Garten auf einen Cocktail ein als runter in ein Kellerstüberl.“
Der Verzicht auf einen Keller und Dachboden ist zugleich auch ein Bekenntnis gegen Konsumzwang. „Wir horten nichts. Was wir nicht brauchen, wird verkauft und geht in den Kreislauf der Weiterverwendung. Wenn man sich bei uns umsieht, ist eigentlich fast nichts da, was wir neu gekauft hätten. Die Möbel haben wir aus unserer alten Wohnung mitgenommen. Der Kasten wurde uns geschenkt. Den Kühlschrank haben wir gebraucht gekriegt. Wir unterscheiden ganz klar zwischen Sachen, bei denen es sinnvoll ist, sie nur einmal zu kaufen. Zum Beispiel die Küche. Wir legen bei unserer Einrichtung auf Langlebigkeit Wert. Und wir haben ja Zeit und Geduld. Es muss ja nicht gleich alles fix und fertig sein. Deshalb machen wir auch viele Sachen selbst. Die Kombination der Einzelteile trägt zur Individualität und dem Wohlfühlcharakter mehr bei, als eine sterile Inneneinrichtung aus dem Katalog“, so Jonas.
Der Wohnbereich ist großzügig – aber nicht überdimensioniert. Die Raumakustik ist angenehm. „Die Lebensqualität ist eine ganz andere als in unserer alten Wohnung. Man steht viel lieber auf. Man bleibt viel lieber daheim. Man fühlt sich einfach willkommener. Unsere Wohnung war sehr klein, eng eingekastelt, aber gerade dadurch irgendwie gemütlich. Im Haus haben wir deutlich mehr Platz und Raum zum Atmen. Ich habe durch die Umstellung eine kleine Eingewöhnungszeit zum Ankommen gebraucht. Bald hatte ich aber auch hier mein Kuscheleck als Lieblingsplatz gefunden. Die Wandheizung genieße ich dort sehr“, so Carina.
„Man gewöhnt sich rasch an diese neue Behaglichkeit“, pflichtet ihr Jonas bei. „Wie unangenehm ein Raumklima sein kann, fällt einem dann erst wieder bewusst auf, wenn man woanders ist.“ Für Carina beginnt jeder Tag im Haus auf wunderschöne Weise.
„Ich steige aus der Dusche auf den angenehm warmen Boden. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich die kleinen Eichhörnchen tummeln. Dann entdecke ich im Garten immer wieder was Neues. Manchmal haben wir sogar Besuch von einem Reh.“
„Was halt wirklich super angenehm ist, das ist die Kühlung im Sommer“, so Carina. „Im ersten Jahr haben wir es mit der Kühlung direkt ein bisschen übertrieben, weil wir davon so begeistert waren“, lacht sie.
Eingezogen sie die beiden übrigens in die Baustelle. Was war fertig? „Der Boden. Den haben wir am Tag davor noch fertiggestellt. Die Küche. Das Badezimmer ohne Kästen und Waschbecken. Die einzige Tür im Haus war eine alte Klotüre. Das Einzige, was wirklich fertig war, war die Haustechnik. Wir sind in der kalten Jahreszeit eingezogen und hatten nichts. Aber es war wunderschön.“
Zur Haustechnik. Eingebaut ist eine Sole-Wasser-Wärmepumpe mit zwei Tiefenbohrungen sowie eine Photovoltaikanlage. Alles kombiniert mit einer Variotherm Fußbodenheizung, Wandheizung/-Kühlung, Deckenheizung/- Kühlung. Das System läuft das gesamte Jahr über komplett autonom.
Was viele junge BauherrInnen interessieren wird: Was hat das Haus gekostet?
„Eine Bezifferung der Gesamtkosten macht nicht viel Sinn zur Vergleichbarkeit. Je nach Grundstück, Lage und Hausgröße ist das ja überall anders. Aber worauf es ankommt: Unser Haus hat ca. 150 m . Die beiden Tiefenbohrungen mit jeweils 70 Metern haben ca. 10.000,- Euro gekostet. Ebenso die 6 kWp Photovoltaikanlage. Die restliche Haustechnik mit Sole-Wasser-Wärmepumpe und den Variotherm Komplettsystemen belief sich auf etwa 50.000,- Euro.“
Im Vergleich zu den gesamten Baukosten nimmt die Haustechnik also einen relativ hohen Wert ein. Es gibt aber auch Förderungen dazu. Die laufenden Kosten sind danach aber so gering, dass es sich langfristig einfach mehr als lohnt.
Bezüglich der Energiekosten:
„Bisher hatten wir monatliche Kosten von 66,- Euro. Durch die Öl- und Gaskrise und Strompreiserhöhung sind es nun 80,- Euro“, rechnet das junge Paar vor.
„Unsere gesamten Kosten für Strom, Heizung und Warmwasseraufbereitung belaufen sich daher auf rund 960,- Euro – im ganzen Jahr.“